So ein Regentag hat auch seine Vorteile, ich habe jetzt Zeit über unsere Höhenwanderung auf dem Wildkogel zu berichten. Der Schnee ist seit einigen Wochen weg und die Natur versucht in der kurzen Zeit alles nachzuholen. Einige der Pflanzen musste ich erst zu Hause bestimmen, wie den grauen Alpendost und Hallers Wucherblume, andere haben ein anderes Aussehen als unten im Tal, so wie der Minilöwenzahn.
Ich habe nur eine kleine Variante der Alpenrose fotografiert, sie kann bis zu 1,5 m groß werden und bedeckt teilweise große Flächen. Sie gehört zu den Rhododendren und ist zusammen mit dem Zwergwacholder ein Rohbodenpionier, das heißt sie besiedelt neue, noch vegetationsfreie Gebiete.
Die Preiselbeeren sind fleißig beim Blühen, hoffentlich gibt es dann im Herbst eine gute Ernte, so wie voriges Jahr. Über die Preiselbeeren habe ich bereits hier geschrieben, sie ist nicht nur heilsam sondern auch ein guter Durstlöscher. Ich trinke sehr gerne ein „Granggn Wasser“ (Preiselbeerwasser), wenn ich im Winter beim Schifahren oder im Sommer beim Radfahren auf Hütten einkehre.
Der Frühlingsenzian leuchtet bereits von Weitem in seinem wunderschönem Blau.
Der graue Alpendost oder auch das Alpenpestkraut genannt ist eine ausdauernde, krautige Pflanze aus der Familie der Korbblütler und fällt durch seine großen Blätter (können bis zu 50 cm groß werden) auf.
Hallers Wucherblume ist einer kleinen Margerite sehr ähnlich. Von diesem Korbblütler gibt es viele ähnliche Arten, die sich vor allem durch die Blattform unterscheiden. Vermutlich ist es die hornblattähnliche Wucherblume, die ich fotografiert habe.
Die kleine Bibernelle, auch Steinpetersilie genannt, wird auch medizinisch genutzt. Die heilkräftige Bibernellwurzel hatte eine wichtige Bedeutung in der Volksheilkunde: „Esst Baldrian und Bibernell, so sterbts net so schnell“, soll einer Sage nach ein Vöglein zu Pestzeiten empfohlen haben. Hilfreich ist die Wurzel vor allem bei Erkältungen und Bronchitis mit Verschleimung. In der Likörindustrie wird die Wurzel auch zur Aromatisierung von Magenbittern eingesetzt. Die Pflanze hat einen würzigen Geruch, einen würzigen Geschmack und einen scharfen, beißenden Nachgeschmack.
Diesen Minilöwenzahn habe ich auf der Nordseite eines Hangs gefunden, wo der Schnee vermutlich erst seit einigen Wochen weg ist. Im Gegensatz zu den teilweise riesigen Blättern des Löwenzahn im Tal, waren diese hier höchstens 2-3 cm lang und haben unglaublich gesund und knackig ausgeschaut.
Über die Heilqualitäten des Quendel oder wilden Thymians habe ich schon mehrmals geschrieben, hier über den Quendel und hier als Quendelalbe.
Die wunderschönen Fruchtstände der Alpenkuhschelle waren bereit für den Flug.
Auch einen gerade blühenden gelben Enzian haben wir gesehen, einige Wochen später als im Tal im Hollersbacher Kräutergarten. Der gelbe Enzian kann bis zu 60 Jahre alt werden, erst mit 10 Jahren fängt er an zu blühen. Seine bis zu 7 kg schwere Wurzel hat von den einheimischen Pflanzen den höchsten Bitterwert (10 000). Weil der gelbe Enzian so gut wie keine Gerbstoffe enthält, wirkt er nicht magenreizend, und die tonisierende Bitterwirkung kommt isoliert und intensiv zur Wirkung. Besonders geeignet für Menschen mit körperlichen oder seelischen Schwächezuständen oder nach längeren Infektionskrankheiten.
Gestern bei Regen habe ich diesen Beitrag angefangen, heute liegt auf all diesen Blüten eine Schneedecke, denn heute Nacht war ein Wettersturz und es hat bis auf ca. 1800 m heruntergeschneit. Das zeigt wieder einmal wie hart das Überleben auf dem Berg ist und um wie viel mehr Lebenskraft diese Pflanzen haben müssen, um zu überleben.