Wegerichgewächse
Bis vor kurzem umfasste die Familie der Wegerichgewächse nur 2 Gattungen, nach neuesten Erkenntnissen gehören nun wesentlich mehr Familien zu den Wegerichgewächsen. Weltweit umfasst diese Familie nun ca. 90 Gattungen und etwa 2000 Arten. Im Mitteleuropa findet man von ihnen ca. 20 Gattungen. Es ist nicht leicht, den Wegerichgewächsen ihre Familienzugehörigkeit anzusehen, da mit der Neuordnung die mit bloßem Auge erkennbaren Merkmale recht vielfältig geworden sind. Meistens handelt es sich um Kräuter, es gibt aber auch Sträucher und Wasserpflanzen. Es kommt sowohl Wind- als auch Insektenbestäubung vor. Neben Blüten, die bis zu mehreren Zentimetern groß sind, gibt es auch sehr kleine, unscheinbare mit reduzierter Blütenkrone. Die meisten Arten sondern Nektar ab.
Charakteristisch für die Familie sind:
- Blüten: Die Blüten stehen meist in ährigen oder kopfigen Blütenständen zusammen- Einzelblüten kommen nur selten vor. Die Blüte ist in der Regel zwittrig und bei heimischen Arten zygomorph (2 spiegelgleiche Hälften). Beim Tannenwedel gibt es ausnahmsweise einhäusig getrenntgeschlechtliche Exemplare, manche Wegerich- und Ehrenpreisarten sind zweihäusig getrenntgeschlechtlich.
- Blätter: Die Blätter können sowohl gegen- als auch wechselständig sein, darüber hinaus gibt es Arten mit grund- und quirlständigen Blättern. Nebenblätter fehlen grundsätzlich.
- Früchte: Die beiden oberständigen Fruchtblätter bilden als Frucht meist eine mehrsamige Kapsel aus.
Einige typische Vertreter:
Spitzwegerich: Ihm verdanken die Wegerichgewächse ihren Namen, einer der häufigsten Vertreter dieser Gattung. Die antibakterielle Wirkung seiner Inhaltsstoffe macht ihn zu einem hilfreichen Mittel gegen entzündliche Hautveränderungen wie z.B. Insektenstiche. Er ist auch ein gutes Mittel gegen Husten.
Breitwegerich: Die 3 Wegericharten- Spitz-, Breit- und mittlerer Wegerich- unterscheiden sich in der Form ihrer Blätter und der Länge ihrer Blütenstände. Der ausgepresste Saft des Spitz- und des Breitwegerichs ist ein wirksames Mittel gegen Husten.
Roter Fingerhut: Die Blüten bieten Hummeln Schutz vor Regen und werden nachts als Schlafplatz aufgesucht. Der Fingerhut, Digitalis pupurea, war namensgebend für die herzwirksamen Glykoside, die auch Digitalisglykoside bezeichnet werden, seine Blüte ähnelt tatsächlich einem Fingerhut. Entdeckt und beschrieben wurden sie bereits im 18. Jhd. von einem britischen Arzt. Seither wurden die Wirkstoffe isoliert und standardisiert und werden heute synthetisch hergestellt.
Echte Ehrenpreis: Das junge Kraut kann in der Küche, ebenso wie die Brunnenkresse, zu Salat oder Gemüse verarbeitet werden. In der Volksheilkunde wurde das Ehrenpreiskraut bei einer Vielzahl von Beschwerden eingesetzt, vor allem Erkrankungen der Atemwege, Rheuma, Gicht, sowie bei Verdauungsbeschwerden. Der Gamander Ehrenpreis ist eine Seelenpflanze, achtet und ehrt mich, wenn man verletzt ist. Einen Buschen Ehrenpreis übers Bett hängen und ihm alle Sorgen anvertrauen. Alle blaublütigen Pflanzen sind gut für die Augen- die Augen sind das Fenster zur Seele.
Weitere Vertreter: Familie der Tannenwedelgewächse, Kornblumengewächse, Wassersterngewächse und ein Teil der Braunwurzgewächse wie z.B. die Gattungen Ehrenpreis, Fingerhut, Leinkraut und Löwenmaul.
Quelle: Rita Lüder. (2011). Grundkurs Pflanzenbestimmung. Wiebelsheim: Quelle&Meyer Verlag.