Alkaloide
Krankheiten wurden früher als von Göttern verhängte Strafen empfunden. Pflanzenkundige Priesterinnen und Schamanen, als Vermittler zur Götterwelt zu Rate gezogen, nutzten mithilfe von Ritualen die heiligen, halluzinogenen Pflanzen, um daraus Wege zur Heilung zu erfahren. Pflanzen mit Alkaloiden bringen Heilung und Erkenntnis, Lust, Rausch und mystische Einsicht. Das Zauberwort im wissenden Umgang mit diesen Pflanzen heißt „Dosierung“. Der Unterschied zwischen Gift und Heilmittel, Genussmittel und Rauschgift liegt darin verborgen. Alkaloide sind in der Pflanzenwelt weit verbreitet, sie sind leicht flüchtig, verdunsten und halten damit andere Pflanzen fern, wie z.B. das Coniin des gefleckten Schierlings. Alkaloide dienen der Pflanze vor allem als Fraßschutz, ihr bitterer Geschmack schreckt Räuber ab. Außerdem schützen sie vor Bakterien, Viren und Pilzen.
Eigenschaften und Wirkungen
Alkaloide sind kompliziert aufgebaute, basisch reagierende Natursubstanzen, die Stickstoff enthalten. Alkaloide liegen in der Pflanze meist als wasserlösliche Salze organischer Pflanzensäuren vor; einige sind an Gerbstoffe gebunden. Fast alle Alkaloide liegen isoliert in kristalliner Form vor und haben einen bitteren Geschmack, nur ganz wenige gibt es in flüssiger Form wie Coniin, Nicotin und Capsicain, die scharf schmecken und ein Brennen verursachen.
Man unterteilt sie Protalkaloide, Pseudoalkaloide und echte Alkaloide. Pyrrolizidinalkaloide sind spezifische Verbindungen, die keine therapeutische Wirkung haben, aber giftige Stoffwechselprozesse bilden. Alkaloide besitzen eine strukturelle Ähnlichkeit mit Neurotransmittern und wirken primär über das zentrale Nervensystem. Sie entfalten ausgeprägte, vielschichtige Wirkungen auf Wahrnehmung und Bewusstsein und können hypnotische oder prophetische Wirkungen haben. Viele von ihnen sind rezeptpflichtig oder unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz, bei einigen besteht Suchtgefahr. Die meisten Alkaloide passieren die Blut-Hirn-Schranke und die Plazentaschranke und treten in die Muttermilch über.
Zum großen Teil sind Alkaloiddrogen angezeigt bei akuten und heftigen Krankheitszuständen, weniger bei chronischen Prozessen. Die meisten Alkaloiddrogen finden sich in verdünnter und potenzierter Form in homöopathischen Arzneimitteln oder in gereinigter Form als spagyrische Arzneimittel.
Nebenwirkungen und Kontraindikation
Sie sind rezeptpflichtig und dürfen nur ärztlich verordnet werden. Akute Vergiftungen zeigen sich durch: Schwindel, Erbrechen, zum Teil heftiges Delirium mit Halluzinationen, Kreislaufkollaps. Bei akuten und schweren Vergiftungen sind Giftnotrufzentralen und Kliniken zuständig.
Pflanzen mit Alkaloiden
- Nachtschattengewächse: Alraune, Bilsenkraut, Bittersüßer Nachtschatten, Tollkraut, Kartoffel, Paprika, Stechapfel, Tabak, Tollkirsche, Tomate
- Mohngewächse: Erdrauch, echter; Schlafmohn, Schöllkraut
- Hahnenfußgewächse: Eisenhut, blauer; Feld- und hoher Rittersporn, Nieswurz, schwarze;
- Schmetterlingsblütler: Besenginster, Bohne, Geisraute
- Außerdem: Berberitze, Chinarinde, Brechwurzelbaum, Coca, Kolanuss, weißer Diptam, Herbstzeitlose, Immergrün, Kaffee, Kakao, Mate, Meerträubchen, Pfeffer, gefleckter Schierling, Teestrauch, Weinraute
Pflanzen mit Pyrrolizidinalkaloiden
- Raublattgewächse: Beinwell, Borretsch
- Korbblütler: Greiskraut, Huflattich, Pestwurz
- Pilze: Fliegenpilz, Mutterkorn.