Unser Geschmackssinn
Wir leben in einer Gesellschaft des Überflusses. Nahrungsmittel sind immer und überall zu erhalten, dabei kommen meist Aussehen und die Verpackung vor Inhalt und Geschmack. Verkauft wird, was glänzt und schön aussieht, der Geschmack bleibt dabei häufig auf der Strecke. Doch gerade dieser Geschmack wäre ein Indikator für die gesundheitsfördernden pflanzlichen Schutz- und Inhaltsstoffe. Im Westen wird ein Lebensmittel über den Nährwert (Kalorien) oder die chemische Zusammensetzung definiert, im asiatischen Raum wird es nach essentieller Energie bewertet. Pflanzen und Tiere geben die Energie an uns weiter, die sie effektiv (tatsächlich) besitzen.
Nachhaltig produzierte Lebensmittel vom Bio Bauern haben eine andere Energie,die nicht nur der Stärkung unseres Körpers dient,sondern sich auf den Zustand unseres Geistes und unserer Emotionen auswirkt.
Wir kennen die Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig und bitter, für die es auf unserer Zunge auch die entsprechenden Geschmacksknospen gibt.
Die tibetische Medizin kennt neben süß, sauer, salzig und bitter noch scharf und herb, also insgesamt 6 Geschmacksrichtungen. Was als Schärfe wahrgenommen wird, ist in Wirklichkeit gar kein Geschmack, sondern eine Schmerzempfindung auf der Zunge, ausgelöst durch bestimmte reizende Substanzen, in der Regel Capsaicinoide. Chili enthält z.B. die geschmacklose Substanz Capsaicin, die beim Essen biochemisch die Thermorezeptoren der Trigeminusnerven im Mund stimuliert, welche daraufhin ein Schmerzsignal an das Gehirn senden.
Nach der tibetischen Lehre hat jede Pflanze eine „bio-logische Vernunft“. Informationen darüber können wir Menschen mit unseren „Antennen“ (Sinnen), den Ohren, den Augen, der Zunge, der Nase und der Haut empfangen. Sie orientieren uns zwar nur unzureichend über die exakte Zusammensetzung der chemisch-physikalischen Substanzen in den Pflanzen, geben aber andere, biologisch sinnvolle Zeichen. Und dies ist für die Heilwirkung entscheidend. Man kann damit jeder Heilpflanze ein Energieprofil zuordnen. Die Verwendung als Heilpflanze oder als Gewürz unterscheidet sich häufig nur in der Dosierung. Das Gewürz soll in der Speise vor allem Wohlgeschmack bringen, während es in höherer Konzentration eine heilende Wirkung im Körper entfalten soll.
Die sechs Geschmacksqualitäten
Süß
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Lebensmittel: alle Substanzen, die Zucker oder Stärke enthalten, sowie Fleisch, Wild und Fisch.
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Positive körperliche Wirkung: Süßes nährt, belebt und regeneriert. Es verlängert und erhöht die Lebenserwartung im Alter, steigert die Entwicklung des Körpers, beschleunigt die Wundheilung, sorgt für einen strahlenden Teint, regt das Haarwachstum an und schärft die Sinnesorgane.
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Negative körperliche Wirkung: sorgt für einen Überschuss an Fett, senkt die Verdauungshitze, kühlt den gesamten Organismus, verursacht Wucherungen und Urinstörungen und begünstigt die Entstehung von Entzündungen.
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Positive geistige Wirkung: verleiht ein Gefühl von Wohlbefinden, steigert die geistige Regsamkeit, kühlt Zorn und Ärger und beruhigt Angstzustände.
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Negative geistige Wirkung: unterstützt den Hang zu Nachgiebigkeit, Trägheit, Faulheit bis zum Sich- gehen- lassen und macht den Geist unruhig und nervös.
Sauer
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Lebensmittel: Joghurt, Granatapfel; grüne, unreife Früchte; in Essig Eingelegtes.
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Positive körperliche Wirkung: Saures regt den Appetit an, erhöht die Verdauungshitze und die Verdauungsleistung, kurbelt die Gallensekretion an und wirkt auf die Haut leicht schmerzstillend.
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Negative körperliche Wirkung: reizt Blut und Galle, kann zu Sehstörungen sowie Flimmern vor den Augen führen, ebenso zu Wassersucht, Wundrose, Schwindel, Juckreiz und Pickel. Es macht den Körper im Gesamten schlaff und erhöht den Durst.
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Positive geistige Wirkung: macht eine wachen, lebendigen sowie klaren Geist.
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Negative geistige Wirkung: kann nervös, mürrisch, zornig und gierig oder aber lethargisch und träge machen. Fördert Neid und Eifersucht.
Salzig
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Lebensmittel: alle gesalzenen und gepökelten Lebensmittel.
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Positive körperliche Wirkung: macht den Körper robust und widerstandsfähig, erhöht die Verdauungshitze und regt den Appetit an.
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Negative körperliche Wirkung: führt im Übermaß dazu, dass die Haare weiß werden oder ausgehen und Zähne sich lockern. Trägt zur Faltenbildung bei, schwächt den Körper und macht durstig. Störungen wie Aussatz, Wundrosen, Blut- und Gallenkrankheiten, Ödeme, Bluthochdruck sowie Geschwürwachstum treten vermehrt auf.
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Positive geistige Wirkung: macht den Geist ehrlich und offen und steigert die Lebensfreude.
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Negative geistige Wirkung: fördert eine konventionelle und rigide Einstellung und die Gier nach Sinnesgenüssen.
Scharf
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Lebensmittel: diverse Gewürze, Kresse, Zwiebel, Rettich, Knoblauch, Senf, Kren, Ingwer, Galgant.
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Positive körperliche Wirkung: scharfes heilt Krankheiten im Rachenraum, „putzt“ Arterien und Venen, lässt Wunden schneller trocken werden, stärkt die Verdauungshitze und erleichtert damit die Verdauung und regt den Appetit an. Scharfstoffe helfen, abgestorbenes Gewebe und Fett zu „verbrennen“, wirken abführend, reinigend und öffnen die Kanäle. Scharfes verstärkt den Geschmack und damit auch den Genuss. Die Reizung von Schmerz- und Wärmerezeptoren führt zur Freisetzung von körpereigenen Endorphinen (Schmerzstiller). Dies könnte die schmerzstillende Wirkung erklären.
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Negative körperliche Wirkung: schadet der Qualität des Spermas, kann Gelenksdeformationen begünstigen und Lenden- sowie Rückenschmerzen auslösen, trocknet die Haut, insbesondere die Schleimhaut aus.
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Positive geistige Wirkung: steigert das innere Feuer sowie das Verlangen nach Aufregung, Anregung und Intensität. Vorsicht: Scharfstoffe immer wohldosiert einsetzen.
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Negative geistige Wirkung: fördert Reizbarkeit, Zorn, Aggressivität, irrationale Ressentiments (heimlicher Groll), Wahnvorstellungen und Eifersucht.
Herb (adstringierend, zusammenziehend)
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Lebensmittel: Linsen, unreife Früchte, Artischocken, Ingwer, Zimt, Granatapfel, Honig.
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Positive körperliche Wirkung: Herbes verlangsamt die Verdauung sowie die übrigen Körperfunktionen, kühlt den Organismus, zieht die Gefäße zusammen und kann Durchfall stoppen. Herbstoffe wirken entzündungshemmend und beruhigend, sie schützen die Gefäßwände und halten sie geschmeidig, senken die Blutdruckwerte und wirken Blutgerinnsel entgegen.
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Negative körperliche Wirkung: kann im Übermaß zu Lähmungen, Krämpfen und Schleimbildung in den Bronchien führen, Blähungen erzeugen und Herzkrankheiten verstärken.
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Positive geistige Wirkung: fördert Askese und Entsagung sowie das Bedürfnis nach Rückzug und Introversion.
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Negative geistige Wirkung: führt zu Gleichgültigkeit und Lebensüberdruss, lässt den Menschen innerlich zusammenschrumpfen.
Bitter
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Lebensmittel: diverse Gemüse, Salate, Sesam, Grapefruit, Minze.
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Positive körperliche Wirkung: Bitteres wirkt gegen Durst, Gifte, Aussatz, Ohnmachten, Magersucht, ansteckendes Fieber, Erbrechen von Galle und Schleim, sowie Heiserkeit. Trocknet abgestorbenes Gewebe und Fett aus, senkt Fieber und lindert innere und äußere Reizzustände. Hat keimtötende und antiparasitische Wirkung. Bitterstoffe dämpfen das Hungergefühl, besonders der Heißhunger auf Süß wird gestillt.
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Negative körperliche Wirkung: entzieht dem Körper Grundenergie, kann dadurch zu Magerkeit, Müdigkeit und Schwindel führen.
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Positive geistige Wirkung: stärkt die Vorstellungskraft sowie den Realitätssinn, regt zu Visionen oder geistigen Reisen an, befreit von falschen Hoffnungen.
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Negative geistige Wirkung: kann bei zu hoher Dosierung entgegengesetzte Wirkung haben und Unzufriedenheit hervorrufen.
Die Bestimmung des Geschmacks eines Lebensmittels ist immer komplex, oft setzt er sich aus mehreren Noten zusammen, die unsere Zunge erst bei intensivem „Nachschmecken“ erkennt. Bei manchen ist ein Geschmack dominant, wird aber später von anderen Geschmacksrichtungen abgelöst.
„Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten“.
Für die Gesundheit förderlich ist eine Kombination der verschiedenen Geschmacksrichtungen. Betrachtet man aber unsere heutige Nahrung oder das Angebot in den Geschäften, so findet man viel Süßes, Saures, Salziges, etwas Scharfes, wenig Herbes, aber kaum Bitteres.
Scharfes, Herbes, und Bitteres sind ausgesprochen gute Verdauungshelfer. Sie regen die Verdauungssäfte in Magen, Galle und Bauchspeicheldrüse an und führen zu einem rascheren Sättigungsgefühl, wie auch zu einer reibungslos ablaufenden Verdauung. Da Pflanzen mit Bitterstoffen in der Gemüseabteilung nur mehr schwer zu finden sind, da ein Großteil der Bitterstoffe zugunsten eines „angenehmeren“ süßeren Geschmack herausgezüchtet worden ist, müssen wir uns diese wichtigen Stoffe aus anderen Quellen holen: z.B. Löwenzahn, Artischocken und gelber Enzian, aber auch diverse Gewürze wie Basilikum, Bohnenkraut, Rosmarin, Thymian, Galgant, Koriander, Anis, Kümmel, Fenchel, Dill oder Liebstöckel. Weitere Bitterstofflieferanten sind Andorn, Engelwurz, Gänseblümchen, Hopfen, Schafgarbe, Tausengüldenkraut, Wermut, gemeine Wegwarte, Benediktendistel und Mariendistel.