Säure-Basen- Balance
Unser heutiges Essen ist besonders zu den Feiertagen sehr säurebetont, so dass es im Laufe der Zeit unweigerlich zu einer Übersäuerung des Körpers kommt. In der Naturheilkunde wird die Ursache vieler Erkrankungen wie Schlaf- und Verdauungsstörungen, erhöhter Blutdruck, Probleme mit dem Blutzucker, Hautprobleme oder Allergien auf diese Störung im Säure- Basen-Haushalt zurückgeführt. Ebenso wächst das Risiko an Rheuma, Gicht, Osteoporose oder Krebs zu erkranken.
Säuren sind chemische Verbindungen, die ein Wasserstoffatom abgeben können, Basen können ein Wasserstoffatom aufnehmen. Je mehr Wasserstoffionen sich in einer Flüssigkeit befinden, umso saurer ist die Lösung, je weniger, umso basischer ist sie. Bei pH 7 sind gleich viele positiv geladene Wasserstoffionen enthalten, wie negativ geladene OH- Ionen- Säuren und Basen haben einander neutralisiert. Das ist z.B. bei reinem Wasser der Fall.
Der optimale pH Wert unserer Organe ist sehr unterschiedlich, er reicht von basisch bis sauer. Ein saueres Milieu haben z.B. der Dickdarm (5,5-6,8), die Scheide (4-4,5), sowie der Magen (1,2-3). Die meisten anderen Organe sind im basische Bereich, das Sekret der Bauchspeicheldrüse um pH 8,3, der Dünndarm pH8, die Lymphflüssigkeit pH7,41, der Speichel neutral 7 bis 7,1, das Bindegewebe 7,08 bis 7,29, die Muskel- und Organzellen sind sehr schwach sauer bei pH 6,9. Unser Blut hat einen basischen Wert von pH 7,35 bis pH 7,45 und ist in der Notfallsmedizin von Bedeutung. Die schleichende Übersäuerung des gesamten Organismus sieht man beim Blutwert nicht, da der Körper bemüht ist, diesen Wert aus Überlebensgründen stabil zu halten.
Sauer schmeckenden Nahrungsmittel stellen nicht automatisch ein saures Milieu her, es kommt darauf an, wie sie verstoffwechselt werden, das heißt ob im Verlauf des Stoffwechselprozesses mehr Säuren oder Basen im Körper entstehen. Zitronen oder Sauerkraut etwa sind basenbildend, Fleisch, das viel Schwefel- und Harnsäure liefert und Industrienahrung wie Weißmehl und Zucker sind sehr stark säurebildend.
Der Körper ist stets bemüht, einen möglichst ausgeglichenen Säure-Basen Haushalt zu haben. Dazu gehören die Ausleitungssysteme von Nieren und Darm, der Gasaustausch über die Lunge, die Säureausleitung über die Haut und bei der Frau auch die Menstruation. Außerdem kommt es über Knochen und Bindegewebe sowie über die Puffersysteme des Blutes zum Säureausgleich. Säuren müssen zuerst neutralisiert werden, bevor sie ausgeschieden werden können- oder, im Falle überforderten Ausscheidungskapazitäten oder mangels des für die Ausscheidung notwendigen reinen Wassers, im Körper eingelagert werden.
Zum Neutralisieren von Säuren sind basische Mineralien wie Calcium, Magnesium, Kalium und Eisen notwendig. Normalerweise werden diese mit gesunden, natürlichen Lebensmittel mitgeliefert, bei denaturierter Nahrung ist das aber nicht der Fall. Der Körper muss dann auf körpereigene Depots zurück greifen, die sich im Haarboden, Zähnen und Knochen, Blutgefäßwänden oder im Bindegewebe befinden. Haarausfall, Karies, Rheuma, Arteriosklerose und Osteoporose sind die Folgen, wenn sich der Körper längerfristig auf diese Weise behelfen muss. Aber auch zu Verhaltens- und Schlafstörungen kann es kommen, da die Erregbarkeit der Nervenzellen mit sinkender Calciumkonzentration steigt. Sind die Ausscheidungsorgane überlastet und die Depots geplündert, können die Säuren, ohne vorher neutralisiert zu werden, im Körper eingelagert werden. Um das Zellgewebe nicht allzu sehr zu schädigen, werden sie mit Wasser verdünnt, es kommt zu Wassereinlagerungen und Gewichtszunahme. Die Haut wird stark in Mitleidenschaft gezogen, da sie versucht, das Übermaß an Säure loszuwerden, es kommt zu Akne, Psoriasis, Neurodermitis und Ekzemen.
Eines der deutlichsten Symptome einer Übersäuerung ist das Sodbrennen: die Magenschleimhautzellen erzeugen gleichzeitig mit der Salzsäure immer auch Natriumhydrogencarbonat, eine basische Substanz zum Neutralisieren der bei den Stoffwechselprozessen angefallenen Säuren. Von großer Bedeutung ist die Unterscheidung zwischen guten und schlechten Säurebildnern. Unser Organismus braucht sowohl gute Säurebildner wie Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte oder Nüsse am besten im Verhältnis 20% säurebildende Nahrung, 80% basenbildende. Bei der Verstoffwechslung von schlechten Säurebildnern wie tierisches Eiweiß, Zucker, Kaffee, Teigwaren und industriell hergestellte Fertigprodukte können Salz-, Phosphor- oder Schwefelsäure entstehen.
Will man seinen Organismus von den belastenden Säuren und Giften befreien, so soll man zuerst mit basenüberschüssiger Ernährung beginnen, mit basischen Fußbädern kann man die Entsäuerung unterstützen. Erst nach ein paar Tagen beginnen, die alten Schlacken durch spezielle Tees zu lösen, wichtig ist dabei die Einnahme von Mineralstoffen in Form von Wurzeln, Kräutern oder Nahrungsergänzungsmittel und das Trinken von ausreichend Flüssigkeit, damit die gelösten Schlacken auch ausgeschieden werden können und den Organismus nicht belasten.
Unterstützung der Nieren und Leber durch Säfte aus Artischocken, Mariendistel- und Löwenzahn, sowie speziellen Tees, wie etwa Löwenzahn-, Schafgarbe-, Kardamon, Galgant- oder Wermuttee. Zusätzlich zu den Tees müssen etwa 2-2,5 l kohlensäurefreies, mineralienarmes Wasser getrunken werden. Auch Brennnesselsamen stärken die Nieren, täglich sollte man etwa 1-2 EL davon über die Nahrung streuen.
Die Leber kann durch einen Schafgarben Leberwickel oder durch Einläufe in ihrer Entgiftung unterstützt werden.
Mit Bürstenmassagen wird über die trocken Haut der Lymphfluss angeregt, der für den Abtransport der Abfallstoffe im Körper zuständig ist.
Besonders gut und effektiv entgiften kann man über basische Fußbäder, die mindestens 3 x wöchentlich, am besten aber täglich durchgeführt werden sollen. Ebenso wirkungsvoll ist ein basisches Vollbad, das aber nicht unter 90 Minuten dauern soll, da erst dann die Ausscheidung über die Haut einsetzt.
Durch viel Sport und Bewegung in frischer Luft kann viel Kohlensäure abgegeben werden.
Besonders wichtig ist auch ein gesunder Darm, zuerst ev. Einläufe, dann der Aufbau einer gesunden Darmflora mit prä- und probiotischen Stoffen. Probiotika sind Mikroorganismen, die sich z.B. in nicht erhitzten, fermentierten Lebensmittel, wie Sauerkraut oder guten Gärungsessig befinden, Prebiotika sind Nahrung für die physiologischen Darmbakterien, wie Ballaststoffe, von denen wir in etwa 30 g pro Tag brauchen.
Zusätzlich kann man sich noch ein extra an basischen Mineralstoff-, Vitalstoffen und Spurenelementen vergönnen. Es gibt da Präparate natürlichen Ursprungs aus basischen Kräutern, Samen und Wurzeln, die vom Körper besser aufgenommen werden als industriell hergestellte Basenpulver. Bei hoher Verschlackung kann man aber spezielle zellgängige Präparate, wie z.B. Zell Basic Pulver von Adler Pharma nehmen.
Frische Lebensmittel aus biologischem Anbau und viel Chlorophyll aus dunkelgrünem Blattgemüse sorgen für Gesundheit und Wohlbefinden. Falls man doch einmal „gesündigt“ hat, oder durch zu starkes Lösen von Säuren Kopfschmerzen bekommt, dann kann man sich mit der Einnahme von 2 TL Flohsamen +2 TL Heilerde in einem großen Glas Wasser behelfen. Die Flohsamenschalen bringen die von der Heilerde aufgenommenen Giftstoffe und Säuren schneller zur Ausscheidung.
Vom GU Verlag gibt es einen kleinen, übersichtlicher Führer mit dem Titel: Säure-Basen-Balance, in dem man die wichtigsten Lebensmittel nachschlagen kann. Über ein Ampelsystem kann man auf einen Blick sehen, ob man etwas selten verzehren soll, es ab und zu erlaubt ist, oder man es häufig essen sollte. Es wird mit Hilfe der PRAL ((potentielle Säurebelastung der Niere) Tabelle ganz gut aufgezeigt, dass man mit der richtigen Kombination der Lebensmittel auch z.B. seinen geliebten Schweinsbraten ohne schlechtes Gewissen essen kann.